Die zehnjährige Anna berichtet der Jugendsozialarbeiterin an ihrer Schule, dass sie sich große Sorgen um ihre gleichaltrige Freundin und Nachbarin Kathrin macht. Sie konnte gestern beobachten, dass Polizei und Notarzt bei Kathrin zu Hause waren und deren alleinerziehende Mutter, die laut Kathrin daheim oft weint und traurig ist, vom Krankenwagen mitgenommen wurde. Kathrin war am Morgen danach nicht am vereinbarten Treffpunkt und ist nun auch nicht in der Schule.
So oder so ähnlich könnte eine Situation aussehen, in der sich eine starke psychische Belastung oder sogar Erkrankung auf die Familie und insbesondere auf die Kinder auswirkt und sich bei Jugendsozialarbeitern an Schulen (kurz: JaS) bemerkbar macht.
Der Fachtag „Psychische Erkrankungen und ihre Auswirkungen auf Familien“, der am 21. November 2019 in der den Räumen der AOK Günzburg stattfand, befasste sich intensiv mit dieser Thematik. Organisiert wurde er im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Erziehungsberatungsstelle Günzburg gemeinsam mit der Teamleitung der Bezirkssozialarbeit Nord Sabrina Werth und der Koordinationsfachkraft der Jugendsozialarbeiter an Schulen Martina Brandl-Müller, beide vom Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landratsamtes Günzburg.
Am Vormittag erhielt eine bunte Mischung aus knapp 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Bereichen wie Fachkräfte von Kindertagesstätten, Mitarbeiter von Hort, Bezirkskrankenhaus, Bezirkssozialarbeit und Jugendsozialarbeit an Schulen aus den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm interessante Einblicke in die verschiedenen Krankheitsbilder psychischer Erkrankungen durch Kinder- und Jugendpsychiaterin Dr. Iris Mendler und deren Auswirkungen auf Familien und Kinder durch Susanne Kilian, Leiterin der Fachstelle FIPS - Beratung für Familien mit einem psychisch belasteten Elternteil.
Der Nachmittag war den Fachkräften der JaS und Bezirkssozialarbeit des Landkreises Günzburg vorbehalten. An Thementischen, moderiert durch Artur Geis, Leiter der Erziehungsberatungsstelle Günzburg, Barbara Hellenthal, pädagogische Leitung im Amt für Kinder, Jugend und Familie des Landratsamtes Günzburg i.R., Susanne Kilian, Sabrina Werth und Martina Brandl-Müller, konnten sich die Fachkräfte intensiv über die Kooperation an der gemeinsamen Schnittstelle, Grauzonen in Gefährdungsbereichen wie dem oben beschriebenen Fallbeispiel und über Aufklärungs- und Hilfsmöglichkeiten bei psychischen Erkrankungen in der Familie austauschen.
Resümee des Tages war, wie wichtig gerade die fach-übergreifende Kooperation bei der Unterstützung von Familien ist, bei denen Eltern von psychischen Erkrankungen betroffen sind, aber auch welch gut und eng gesponnenes Netzwerk im Landkreis doch bereits vorhanden ist.