KJF Expertin: Was gute Erziehung ausmacht

Dr. Anja Roth von der KJF Klinik Josefinum erklärt, warum Eltern die wichtigsten Vorbilder für Kinder sind
Was gute Erziehung ausmacht
Dr. Anja Roth von der KJF Klinik Josefinum erklärt, wie Erziehung gelingt. Um das Video zu starten, einfach auf das Foto klicken.
30. Juli 2019

„Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach“, so soll der Münchner Komiker Karl Valentin einmal auf humorvolle Weise auf den Punkt gebracht haben, was heute nach wie vor gilt: „Eltern sind einfach das Vorbild schlechthin für ihre Kinder“, sagt Dr. Anja Roth, Fachärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie an der KJF Klinik Josefinum in Augsburg. „Die Vorbildfunktion ist etwas ganz Wichtiges für Kinder. Sie beobachten ganz viel und hauptsächlich natürlich ihre Eltern und ahmen diese auch nach.“

Aber wie füllen Eltern diese Rolle nun gut aus? Das sei für viele Eltern eine Herausforderung, weiß Dr. Roth. „Es werden heute viele Erwartungen an Eltern gestellt, wie sie ihre Kinder gut erziehen sollten.“ Und natürlich gibt es auch verschiedene Erziehungsstile, zwischen denen Eltern sich entscheiden müssen. Für die Ärztin sei ein wohlwollender, aber klarer Erziehungsstil ideal, der  sowohl Grenzen setzt als auch Freiheiten lässt. „Ich verstehe Erziehung nicht als eine strafende Erziehung oder so, dass Eltern autoritäre Ansagen machen, was und wie ein Kind sich zu verhalten habe.“

Kinder brauchen Leitplanken

 

Wichtig sei vielmehr, dass Eltern ihren Kindern erklären, warum sie möchten, dass ein Kind so und nicht anders handelt. „Kinder brauchen sogenannte Leitplanken, zwischen denen sie sich bewegen können, das können Familienregeln oder bestimmte Absprachen sein“, so Dr. Anja Roth. Ein Kind lerne nicht daraus, wenn Eltern sagen: ‚Du darfst das so nicht machen‘ oder ‚Nein‘. Kinder müssen stattdessen verstehen, warum seine Eltern möchten, dass es jetzt diese eine Sache so macht und nicht anders. Gleichzeitig sollten Kinder aber auch eigene Erfahrungen machen dürfen, und auch mal schlechte.

Was das im Familienalltag konkret bedeuten kann, erklärt die Fachärztin an einem Beispiel: Ein Kind klettert auf einen Baum. Die allermeisten Eltern haben da bestimmt Sorge, dass das Kind fällt und sagen schon mal vorsorglich: „Sei schön vorsichtig!“ Aber es ist wichtig, dass Kinder sich  ausprobieren, vielleicht auch abrutschen und man als Elternteil trotzdem zuschaut und nicht gleich aufschreit. „Eltern können in solch kleinen alltäglichen Situationen ihrem Kind vermitteln: Ich trau dir zu, dass du das jetzt schaffst, ich bin aber in der Nähe und wenn’s wirklich schief geht, dann fang ich dich auf.“

Denn letztlich leben alle Beziehungen, auch eine Eltern-Kind-Beziehung, von gegenseitigem Vertrauen. Dass bedeutet laut Dr. Roth, dass Kinder spüren. „Ich vertraue meinen Eltern, dass sie mich beschützen, dass sie mir helfen.“ Und auf der anderen Seite bedeutet es auch, dass Eltern ihrem Kind zutrauen sich auszuprobieren und auch Dinge eigenständig zu regeln, eben weil es verinnerlicht hat, welche Werte in seiner Familie wichtig sind.  (kr)


Dieser Erziehungstipp stammt aus der TV-Sendung "Familie & Co":

 

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