Sebastian Rausch heißt der neue Leiter für die Stationären Wohnformen des Frère-Roger-Kinderzentrums, das zur KJF Kinder- und Jugendhilfe in Augsburg gehört. Der 41-jährige Sozialpädagoge folgt auf Friedrich Manzeneder, der rund 35 Jahre diesen Teil des Kinderzentrums aufgebaut und von Anfang an geleitet und sich nun in den Ruhestand verabschiedet hat. Als Dank und Anerkennung für seine langjährige Tätigkeit erhielt Manzeneder vom KJF-Vorstandsvorsitzenden Markus Mayer die höchste Auszeichnung des Sozialunternehmens, die Heilig-Geist-Medaille. „Ihr Handeln war orientiert an den Menschen“, so Mayer. Dritter Bürgermeister und Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer bedankte sich seitens der Stadt Augsburg für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit; Manzeneder sei „ein Sozialpädagoge durch und durch“, so Kiefer. Kinderzentrums-Geschäftsführer Dr. Bert Stegmann brachte seinen tief empfunden Dank für Manzeneders „überragende Lebensleistung“ zum Ausdruck.
Mayer und weitere Festredner hoben hervor, dass Friedrich Manzeneder immer wieder neue Wohnangebote entwickelt hat, um auf spezielle Anforderungen der Kinder und Jugendlichen in der heutigen Zeit einzugehen. Manzeneder selbst verglich diese speziellen Wohngruppen, die im Lauf der Jahre etwa für Jugendliche mit Essstörungen oder mit sexuell grenzverletzendem Verhalten entstanden sind, mit dem Bedarf an spezialisierten Fachärzten. So wie man deren Fachwissen brauche, wenn bei einer Erkrankung der Hausarzt nicht mehr weiterkommt, so sei auch manchmal eine spezialisierte Wohngruppe nötig, um das Leben eines jungen Menschen gelingen zu lassen.
Auf diese Entwicklung neuer Wohnformen und die Arbeit als Heimleiter ging Festrednerin Natalie Knapp ein. Sie betrachtete das Thema der Unsicherheit aus philosophischer Sicht und würdigte das Berufsleben Manzeneders, aber auch das seiner Kollegen im Frère-Roger-Kinderzentrum und anderen Einrichtungen als sehr verdienstvoll für die Gesellschaft „Sie tun diese Arbeit unter besonderen Umständen“, so Knapp. „Sie sind Expertinnen und Experten für unsichere Lebenssituationen.“ Unsicherheit sei ein prägender und bestimmender Faktor der heutigen Zeit; wer sich – wie Manzeneder – schon frühzeitig damit auseinandergesetzt habe, verfüge heute einen Vorsprung vor vielen anderen, die lange Zeit davon ausgingen, wir würden in Sicherheit leben. Eine gewisse Unsicherheit sei ein Zeichen von Professionalität, so Knapp. „Wer sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht ab und zu unsicher fühlt, ist ein Dilettant.“ Sie hielt ein lebendiges Plädoyer für die Unsicherheit, die das Leben präge und ausmache, und nicht mit Angst zu verwechseln sei; Unsicherheit ermögliche Kreativität und Hoffnung, Angst hingegen sei lähmend, Flucht auslösend oder bestärke Angriffsverhalten, so die Philosophin.