Gipfelstürmer trotz Handicap

KJF Klinik Hochried beschert Finn unvergessliches Erlebnis
Klinikpatient Finn mit Handquad und Helferteam auf dem Gipfel des Kolbensattels
Finn (Mitte) freut sich über das unvergessliche Bergerlebnis, das durch die Unterstützung von Paula Lory (links), Erzieherin und Erlebnispädagogin in der KJF Klinik Hochried in Murnau, ihrer Kollegin Jennifer Richard (rechts) und freiwilligen Patientinnen und Patienten der Klinik möglich wurde. Foto: KJF Augsburg
17. Juli 2024

Schon immer träumte Finn davon, aus eigener Kraft einen Berg zu erklimmen und das Panorama zu genießen. Aufgrund seiner Mobilitätseinschränkung durch den Rollstuhl schien für ihn dieser Traum jedoch unerreichbar. Dank des engagierten Einsatzes von Paula Lory, Erzieherin und Erlebnispädagogin an der KJF Klinik Hochried in Murnau, ihrer Kollegin Jennifer Richard und freiwilligen Patientinnen und Patienten ging der Herzenswunsch des 19-jährigen Hamburgers nun in Erfüllung: In Teamarbeit und mit Hilfe eines von der Firma Tretzeug GmbH geliehenen, speziell für Rollstuhlfahrende entwickelten Handquads gelang es Finn, den Gipfel des Kolbensattels in Oberammergau zu erreichen. „Als jemand, der sein Leben im Flachland verbringt, war der Moment auf dem Gipfel etwas ganz Besonderes für mich. Der Aufstieg war wegen der ungewohnten Bewegung und des unebenen Weges sehr anstrengend. Erst beim Abstieg habe ich realisiert, was ich da gerade selbst geschafft habe. Es war ein Abenteuer, das ich aufgrund meiner Einschränkungen nie für möglich gehalten hätte“, freut sich Finn über dieses besondere Bergerlebnis.

Seit 15 Jahren gut versorgt in der KJF Klinik Hochried

Finn leidet seit seiner Geburt an einer Spinalen Muskelatrophie (SMA), einem Gendefekt, bei dem sich die Nervenzellen im Rückenmark und im Hirnstamm zurückbilden. Dadurch werden eine fortschreitende Muskelschwäche und Muskelschwund ausgelöst. Seit 15 Jahren besucht er aufgrund seiner Adipositas-Erkrankung (starkes Übergewicht), verursacht durch die SMA, jedes Jahr die KJF Klinik Hochried, wo er ganzheitlich behandelt wird. Die Therapie umfasst neben den wichtigen Bereichen Ernährung, Bewegung und Psyche auch erlebnispädagogische Aktionen. „Elemente der Erlebnispädagogik sind nicht nur eine bloße Freizeitaktivität, sondern ein wesentlicher Bestandteil unseres umfassenden Therapiekonzepts. Die Erlebnispädagogik fördert unter anderem neben dem Spaß und dem Gemeinschaftsgefühl auch die psychosomatische Entwicklung und die Aktionen bleiben lange in Erinnerung“, erklärt Paula Lory.

Mit Mut und Zusammenhalt Berge versetzen

Mit vereinten Kräften und viel Sorgfalt hat das Team die Prozedur im Vorfeld geübt. Gemeinsam sind die Helfenden mit Finns normalem Rollstuhl um den Staffelsee bis nach Uffing gewandert, um die Ausdauer und das Durchhaltevermögen zu trainieren. Der ursprüngliche Plan bestand daraus, Finn in seinem Rollstuhl mit Seilen und der tatkräftigen Unterstützung der Gruppe auf den Kolben zu ziehen. Das Angebot der Tretzeug GmbH, das Handquad Manul 4x4 auszuleihen, erleichterte schließlich die Aktion für alle Beteiligten. Dieses Bergerlebnis ist ein Beispiel dafür, was durch Zusammenhalt und Mut erreicht werden kann.

„Schon lange ist es mein Herzenswunsch, auch Menschen mit Besonderheiten Möglichkeiten zu bieten, um ihnen unvergessliche Momente zu schenken. Die Freude in Finns Augen hat mir gezeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben. Auch für mich war es ein unvergessliches Ereignis, für das ich mich bei allen Beteiligten bedanken möchte“, so die Erzieherin und Erlebnispädagogin.