Nach mehr als 31 Dienstjahren ist jetzt Schluss: Rüdiger von Petersdorff wurde im Augsburger Frère-Roger-Kinderzentrum in den Ruhestand verabschiedet. Für seine Verdienste wurde er von Markus Mayer, dem Vorstandsvorsitzenden des Sozialunternehmens KJF, zu dem das Frère-Roger-Kinderzentrum gehört, mit der Heilig-Geist-Medaille ausgezeichnet. Bei der als „Stabübergabe“ titulierten Feier wurden auch gleich die Nachfolgerinnen vorgestellt: Verena Nittmann, die jetzt die ambulanten Hilfen der Einrichtung in Stadt und Landkreis Augsburg verantwortet, sowie Nadja Galanti, die die Leitung der teilstationären Angebote übernommen hat. Die Aufteilung auf zwei Personen war nötig geworden, weil das Arbeitsgebiet der ambulanten und teilstationären Hilfen inzwischen 350 Mitarbeiter umfasst und daher auf zwei Personen verteilt werden sollte, so Kinderzentrums-Geschäftsführer Dr. Bert Stegmann. Von Petersdorff sei ein Gewinn für die Einrichtung gewesen, „als Person und Persönlichkeit, aber auch als unerschütterlicher Menschenfreund“, so Stegmann.
Für den Landkreis Augsburg bedankte sich Jugendamtsleiterin Christine Hagen für die gute Zusammenarbeit; den beiden Nachfolgerinnen wünschte sie alles Gute. Von Petersdorff übernahm nach seiner Anfangszeit als Leiter einer Heimgruppe im Jahr 1990 die Leitung der ambulanten und teilstationären Angebote des Frère-Roger-Kinderzentrums; er selber dankte einer Vielzahl von Personen, mit denen er in dieser Funktion zu tun hatte. Bei Grußworten und Reden wurde deutlich, dass er nicht die vorgefundene Situation verwaltete, sondern stets neue Konzepte entwickelte, um den Familien in der Region zu helfen. Der Einstieg in die Jugendsozialarbeit an Schulen war so ein Punkt, das Jugendzentrum Madison-Haus ein weiterer; die Youfarm und das Familienzentrum Peter & Paul gehen ebenfalls auf seine Mitwirkung zurück.
Einer seiner früheren Praktikanten, Gabriel Schoyerer, ist heute Pädagogik-Professor in München, und hielt einen kurzen fachlichen Vortrag. Er wies darauf hin, dass Kinder ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Erziehung haben; sein Eindruck sei, dass dies manchmal in den Hintergrund rücke, wenn die Kinder schon vor dem Schulalter vieles lernen sollen, so Schoyerer. Gerade in Kindertagesstätten und –krippen entstehe manchmal die Situation, dass die pädagogischen Mitarbeiterinnen nur noch Bildungsangebote organisieren und jeden Entwicklungsschritt dokumentieren sollen, aber keine Beziehung mehr zu den Kindern entwickeln – weil sie mit dem Kind direkt nichts mehr gemeinsam machen. Ohne den Aufbau einer Beziehung sei Erziehung kaum möglich, so Schoyerer. (wk)