Als Vladimira Brodsky mit ihrem Mann vor mehr als 15 Jahren nach Deutschland kam, war der gemeinsame Sohn gerade eineinhalb Jahre alt: „Meine Familie und ich sind ohne Sprachkenntnisse und mit allen Sorgen, die ein Neubeginn in einem fremden Land mit sich bringen, nach Deutschland gekommen“, erzählt die Kinder- und Jugendpsychiaterin, die inzwischen seit acht Jahren in der Augsburger KJF Fachklinik Josefinum arbeitet.
„Wegen meiner eigenen Geschichte fällt es mir natürlich leichter, die Eltern meiner Patienten zu verstehen“, so die 44-jährige Ärztin, die mittlerweile zum Team der Migrationsambulanz des Josefinum gehört. Dorthin kommen Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund unter anderem bei Konzentrationsstörungen, (Schul-) Ängsten, Sprachproblematiken, aggressivem Verhalten, Bettnässen, Depressionen, Suizidalität, Sucht oder Essstörungen. Das Besondere an dieser Ambulanz: Hier werden die Eltern in ihrer Muttersprache und mit dem nötigen Wissen zu ihrer kulturellen Herkunft beraten. „Die Kinder integrieren sich viel leichter, sie beginnen schnell die Sprache zu lernen. Größere Probleme haben die Eltern“, erklärt Vladimira Brodsky. Und das nicht nur wegen der Sprache. Vor allem mit dem deutschen Schulsystem und Institutionen ganz allgemein haben viele Eltern zunächst ihre Probleme. Auch das hat Vladimira Brodsky selbst erlebt: „Weil ich das Schulsystem nicht kannte, habe ich es anfangs als kompliziert eingestuft. Es war auch für mich ein Prozess, dazuzulernen und meine Vorstellungen und mein Wertesystem zu ändern.“ Und genau das kann sie jetzt auch den Eltern der Kinder und Jugendlichen vermitteln.