26. Juli 2021
34 staatlich anerkannte Heilerziehungspflegende freuten sich vergangenen Montag über die Überreichung ihrer Zeugnisse im Rahmen einer feierlichen Abschlusszeremonie. Unter dem Motto, „Wir sind lebendige Steine“ fand in der Kirche St. Peter und Paul ein von den Abschluss-Schülerinnen und -schülern persönlich gestalteter Wortgottesdienst zusammen mit Dozent Albert Chrusniak statt. Nach der Rede von Schulleiterin Maria Andress nahm Kursleiterin Kathrin Haggenmüller die Anwesenden als „Lokführerin“ mit auf eine gedankliche Zugfahrt durch die vergangenen drei Jahre der Ausbildung. Abgerundet wurde die Zeremonie durch die Absolventinnen und Absolventen selbst, die Gedichte (siehe unten), Geschichten und Anekdoten aus dem Alltag der Ausbildung vortrugen.
Zum Abschied
Schon lange her und fast vergessen,
sind fremde Leut‘ zusammen g’sessen:
drei Jahre Schule vor den Augen,
um dann als HEPler voll zu taugen –
das war der Plan von Anfang an,
September 18 packten wir’s an.
Mühselig das Ganze würde,
die Schule ach so oft ‘ne Bürde,
die Lernerei, das Dauer-Pauken,
die Praxisstellen voll Rabauken.
Bewohner, Klienten, Kollegen satt,
wir Azubis immer mal schachmatt,
wenn so gar nichts richtig helfen wollte,
was an Methoden doch gleich wirken sollte.
Im Unterkurs trennte dann
die Spreu vom Weizen sich irgendwann,
als einige schließlich von dannen zogen.
Wir Übrigen sattsam Wissen aufsogen:
Von kund‘gen Dozenten eingebläut,
in zahllosen Klausuren wiedergekäut,
bis der Lernstoff im Hirnwasser feste vertäut,
in tiefste Hirnwindungen eingestreut,
für immer und ewig eingefangen –
sogar für die Prüfungen sollte es langen.
Durch Höhen und Tiefen, Berg und Tal
mutierten zu HEPs wir: Von Mal zu Mal,
mehr und mehr und Schritt für Schritt,
nahmen uns‘re Dozenten uns mit
auf die anstrengende, doch lohnende Reise
ins Herz der HEPschen Denkensweise:
Wertschätzung unbedingt/absolut,
Sanktion, Position und Rollenhut,
Paragrafen, Verwaltung und Psychiatrie,
bei Medizin dachten wir: Das lernen wir nie!
Als hätte das nicht so schon gereicht,
wurd‘ die Welt schockhalber umgeeicht:
Ein epidemisches Virus allzu rasant
vermehrt‘ sich im bayerischen Söderland.
Die Schulleitung kämpfte an vielerlei Fronten.
Wir Fachschüler kaum noch vereinbaren konnten
ständige Überstunden am Arbeitsplatz
mit Blockschulwochen – in dauernder Hatz,
bei Leistungsnachweisen dran zu bleiben,
uns trotz Dauerstress zu Höchstleistung anzutreiben,
die Motivation atemlos hochzuhalten,
über Monate auf Masken-Betrieb umzuschalten.
Und doch, langsam und wunderbar,
wurde der Schülerblick zunehmend klar:
Leitideen, Prinzipien, Methoden!
Neu verkabelt unsere Hirnelektroden.
Neurobiologisch gebahnte Spuren
brachten uns so richtig auf Touren.
Angesichts heftig verknüpfter Synapsen
werden wir auf Arbeit kaum was verpatzen.
Heut‘ also stehen wir am Scheideweg
zwischen Fachschülerdasein und dem Privileg,
die in naher Zukunft uns anvertrauten
– auch die herausfordernden und lauten –
Menschen mit Hirn, Hand und Herz,
trotz Personalmangel-bedingtem Terz
aufs Beste und Fachkundigste zu betreuen.
Das wird uns gelingen – da gibt’s nichts zu bereuen!
Wir sind nun voller Zuversicht,
als Fachkräfte haben wir viel mehr Gewicht
im täglichen Tun – aktiv und rege:
Gemeinsam ein Hoch auf die Heilerziehungspflege!
(Ella Hüther-Martelli)